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Bedenkliches aus dem IT-Alltag

25. Februar 2008 um 18:42

Arbeitsbedingungen der Spieleentwickler

Als ich den Artikel "Faire Arbeitsbedingungen für die Computerspielbranche" auf Golem.de las, musste ich schon schmunzeln:

"Die Linke" hat im Bundestag gefordert, ein "Fair-Work"-Siegel für Computerspiele zu schaffen. Damit soll dokumentiert werden, welche Betriebe ihre Mitarbeiter ordentlich und nach arbeitsrechtlichen Mindeststandards behandeln, so die Partei.

Wenn ich das richtig verstehe, dann sollen Firmen, die Ihre Mitarbeiter ungesetzlich behandeln, das Siegel nicht bekommen. Ich nehme mal an, dass es um die Arbeitszeiten geht. OK, welche Firma wird denn zugeben, dass die Mitarbeiter länger als 10 Stunden täglich arbeiten? Welche Firma wird nicht von sich behaupten, dass sie ihre Mitarbeiter ordentlich behandelt?

Komische Vorstellungen…

6. Februar 2008 um 21:01

Datenvisualisierung am praktischen Beispiel: Ölkonzerne sponsern US-Politiker

DatenvisualisierungIch finde das Beispiel "Follow the Oil Money – Presidential Races" ganz toll: Hier wird aufgezeigt, wie viel Kohle die Ölkonzerne den US-Präsidentschaftskandidaten gesteckt haben.

Was mir daran so gut gefällt:

  • Die Größenverhältnisse werden gut sichtbar:
    je größer das Politiker-Bild, desto mehr Kohle hat er bekommen,
    je größer das Firmensymbol, desto mehr Kohle hat die Firma gespendet,
    je dicker die Verbindungslinie, desto mehr Kohle floss an dieser Stelle.
  • Mit einem Klick auf den Kandidaten oder die Firma werden Details in einem Popup angezeigt.
  • Die Infoseiten mit der Liste der Politiker bzw. Firmen ergänzen das wunderbar. Hier kann man mittels Drill-Down sich immer weiter in die Tiefe wühlen: Welche Öl-Firma hat an Obama gespendet? Wie viel hat die Firma an wen gespendet?

Verbesserungsvorschläge:

  • Ich wünsche mir eine Lupe zum "Reinzoomen".
  • Ich möchte die Icons verschieben können und alle dranhängenden Icons werden wie an Gummibändern mitgezogen. Dann könnte ich das optisch so anordnen wie ich möchte und dabei weitere Zusammenhänge erkennen.

Diese Art der Darstellung lässt sich im Prinzip auf jede Art des Geldflusses anwenden. Zum Beispiel: Welcher Mitarbeiter hat im letzten Jahr mit welcher Firma wie viel Umsatz gemacht. Dann kann man sich in die Details klicken: Welche Leistungen wurden berechnet. Mit welchen Mitarbeitern machte die Firma XY Umsatz?

Oder innerbetriebliche "Geldströme": Welche Abteilung hat welcher anderen Leistungen in Rechnung gestellt? usw…

Um auch noch etwas zum Inhalt zu sagen: So eine Übersicht würde ich mir auch für deutsche Bundestagsabgeordnete und deren Nebeneinkommen wünschen. Die Daten sollten nun doch langsam verfügbar sein. Freiwillige vor…

30. Januar 2008 um 20:18

Immer wieder Nokia

Sind 134 Mio Überschuss rentabel?

Bei Golem.de kann man im Artikel "Nokia-Werk in Bochum bescherte hohe Gewinne" nachlesen, dass interne Dokumente die Rentabilität des Bochumer Werkes belegen:

Wie das Wirtschaftsmagazin Capital mit Verweis auf vertrauliche Dokumente berichtet, verbuchte das Nokia-Werk in Bochum im vergangenen Jahr einen Betriebsgewinn von 134 Millionen Euro. Das entspricht einem Gewinn von 90.000 Euro pro Mitarbeiter. Zusätzlich fuhr das Werk einen Zinsgewinn in Höhe von 70 Millionen Euro ein.

Schlimm ist, dass so Manager denken sie würden alles so schlau einfädeln, dass solche Fakten nicht ans Licht kämen…

Marktführer – wie lange noch?

Nokia war im vierten Quartal mit 40% Marktführer bei Mobiltelefonen. Schau mal bei Heise.de

Millionenschwere Patentklage?

Und was soll das jetzt bitte? Laut Handelsblatt will die Firma IP-Com jetzt Nokia wegen angeblicher Patentverletzungen verklagen. Wollen die jetzt bloß auf den Anti-Nokia-Zug aufspringen oder ist das wieder eine dieser leidigen Klagewellen?

Der frühere Rechteinhaber, die Robert Bosch GmbH, hatte die Patente Ende 2006 an IP-Com verkauft. Das bayerische Unternehmen will die Lizenzgelder jetzt mit Rückendeckung durch den Private-Equity-Fonds Fortress "in aller Konsequenz" einklagen, sagt Schoeller.

Dem Schlusskommentar ist ja dann nichts mehr hinzuzufügen:

Aus dem Fall Nokia könnte ein Trend werden: US-Fonds haben früh die Marktlücke "Patente" entdeckt, und seit das schnelle Geschäft mit Firmenübernahmen zusammengebrochen ist, springen auch europäische Investoren auf diesen Zug auf. Sie beteiligen sich an Gesellschaften wie IP-Com und finanzieren die Prozesse. Wenn die Klagen durchgehen, winken satte Gewinne.

Schlimm. Sogar, wenn es gegen Nokia geht…

Innovation: Handy liest Blinden fotografierte Texte vor

Echt innovativ hingegen ist die Idee, das Sebehinderte Texte mit dem Nokia-Handy fotografieren und der Text dann vorgelesen wird. Hoffentlich setzt der Erfinder (Firma Kurzweil Technologies) die Idee demnächst auch für andere Handies um.

Schau bei Heise.de

11. November 2007 um 22:01

Verdächtige Wörter

Wenn es irgendwann mal ein paar Durchgeknallte geben sollte, die Autos anstecken und in den Bekennerbriefen Wörter wie "SQL Server" oder "Transaktionen" verwenden, dann wird es mir möglicherweise schlecht ergehen. Andrej Holm forscht in den Gebieten Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik im internationalen Vergleich. Dabei verwendete in seinen Veröffentlichungen soziologische Fachbegriffe, wie "Gentrification" und "Prekarisierung", die den Ermittlern offenbar nicht bekannt waren und ihn daher so verdächtig machten, dass sein Leben zur Hölle wurde.

In der Wikipedia wird das so beschrieben:

Das BKA war auf Holm aufmerksam geworden durch eine Internetrecherche zu bestimmten Stichworten, die auch die „militante gruppe“ in ihren Bekennerschreiben benutzt, unter anderem „Gentrification“ und „Prekarisierung“.

Die Folgen werden im beiliegenden Video beschrieben: vollständige Überwachung.


polylog Terror ueberwachung @ www.polylog.tv/videothek

Das finde ich total bitter. Wenn sowas auch bisher schon möglich war, wie wird es dann erst durch die erweiterten Überwachungsmöglichkeiten.

9. November 2007 um 23:20

Vorratsdatenspeicherung

Da ich heute mehrfach mit dem Auto unterwegs war, hörte ich heute im Radio mehrfach Berichte über das heute verabschiedete Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung und TK-Überwachung. Mein Eindruck ist, dass weder die Radio-Sprecher noch die Nicht-Computerfachleute – also die normalen Menschen – einen blassen Schimmer haben, was da tatsächlich gespeichert wird und was man mit diesen Daten alles anstellen kann.

Da sich damit die Beweislast quasi umkehrt, muss man sich dagegen wappnen, dass man zu Unrecht irgendwelcher Dinge beschuldigt wird. Das passiert ja heute schon. Aber auch wenn es nicht um Zahlendreher bei der IP-Adresse geht, dann könnte man den Protokollen des Providers nur glauben, wenn die Software garantiert keine Fehler hat. Und Software ohne Fehler? Ich bin selber Softwareentwickler – daher traue ich derartigen Unfehlbarkeitsgeschichten nicht. Das gilt übrigens auch für die Mär, dass diese Daten vor Hackern sicher seien. Oder dass diese Daten bestimmt nicht mit anderen verknüpft werden, um ein Profil herzustellen.

Aber auch nur die Internet-Kommunikation oder einfach nur die Google-Recherchen würde bei den jungen Menschen schon reichen: Wer sich heutzutage ansehen kann, was jemand in den letzten 6 Monate im Internet gemacht hat, der kann ziemlich gut abschätzen, was das für ein Mensch ist und welche geheimen Interessen er/sie hat.

Aber was red ich… Der Pfarrer predigt nur vor den Frommen. Ich glaube nicht, dass jemand ohne Computer-Schimmer diese Seite lesen würde. 😉

3. August 2007 um 13:14

Wahlcomputer noch unsicherer als erwartet

Puh, das ist ja ganz schön krass, was man da bei Heise lesen kann: "US-Wahlcomputer können keine vertrauenswürdigen Wahlen garantieren"
Wenn man sich das so ansieht, dann sind sie ja sogar noch unsicherer als erwartet:

"Das Diebold-System ist anfällig für Computerviren, die sich von Wahlmaschine zu Wahlmaschine und zwischen Wahlmaschinen und dem Wahlmanagementsystem ausbreiten", heißt es in dem am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Gutachten, das die Wissenschaftler im Rahmen der von Kaliforniens Innenministerin Debra Brown initiierten umfassenden Sicherheitsüberprüfung der in dem Bundesstaat bisher eingesetzten und zertifizierten Wahlmaschinen erstellten; erste Ergebnisse aus der Überprüfung waren bereits Anfang der Woche bekannt geworden. "Ein großflächig angelegter Wahlbetrug in dem Diebold-System erfordert daher nicht unbedingt den direkten Zugriff auf eine große Anzahl von Wahlmaschinen".

Leider ist ja die Petition in D im Sande verlaufen. Die hochgeschätzten Würdenträger nahmen das wohl nicht richtig ernst… Irgendwie glaube ich nicht, dass die Untersuchung in den USA einen unserer Abgeordneten aufrütteln wird. Oder doch?

7. Januar 2007 um 15:33

Alle Petitionen auf einen Blick

Neulich berichtete ich über die Petitonen für Olympia und gegen Wahlcomputer. Was ich dabei erst entdeckt habe: Man kann sich jederzeit die aktuelle Liste der öffentlichen Petitionen ansehen.
(Warum die Seite auf der Domäne napier.ac.uk gehostet wird, würde mich auch mal interessieren…)

Der Petitionsausschuss versteht sich selber als "Seismograph des Parlaments", sie schreiben:

Wie sich Gesetze auf den Bürger auswirken, erfährt der Petitionsausschuss aus erster Hand. Denn Schreiben mit einer Bitte oder Beschwerde an den Bundestag landen beim Petitionsausschuss, der die Petitionen prüft und berät. Damit ist er ein Seismograph, der die Stimmung der Bevölkerung aufzeichnet. Ob die Gesetze das beabsichtigte Ziel erreichen oder zu neuen Problemen führen und daher noch einmal kritisch überprüft werden sollten, oder ob der Bundestag in einem bestimmten Anliegen aktiv werden soll, das wissen seine Mitglieder am besten darzulegen.

Damit sie auch die Stimmungen aus meinem Dunstfeld mitbekommen, werde ich mich zukünftig öfters als Unterstützer in Petitionen eintragen, die ich sinnvoll finde. Daher der Aufruf an alle: Wenn es Missstände gibt, dann meldet eine Petition an und bloggt darüber!

2. November 2006 um 20:38

Bundestagspetition gegen den Einsatz von Wahlcomputern

Wer in letzter Zeit irgendwelche IT-Newsticker verfolgt hat, dem sind sicher schon die vielen Meldungen zum Thema "Wahlcomputer" aufgefallen. Irgendwo las ich neulich, dass es kein besseres Motiv für den Missbrauch von Wahlcomputern gebe als "Macht". Und genau darum geht es bei den Wahlen ja.

Es wird ja sicher auch niemand behaupten die Wahlcomputer seien unknackbar. Aber wie leicht sie tatsächlich zu knacken sind, fand ich dann schon erstaunlich. Daher bin ich sehr froh darüber, dass jemand eine Bundestagspetition gegen den Einsatz von Wahlcomputern ins Leben gerufen hat. Man kann sich online eintragen. Mit dem Stand von heute wird die Petition bereits von über 21 Tausend Bürgern unterstützt.

Bitte lest die Petition durch und unterstützt sie:DEUTSCHER BUNDESTAG – Petitionsausschuss

Über das Thema wurde ja sogar in den normalen Nachrichten berichtet. Mit einer interessanten Schlussbemerkung:

Ironie am Rande: Die wenigen Wähler, die den Einsatz von Wahlcomputern grundsätzlich kritisch sahen, kannten sich mit der Materie aus. Es waren Informatiker.

Wer sich weiter in das Thema vertiefen will, dem empfehle ich folgende Quellen:

via IT-Blog