Wegen einer weiteren Zimmerstreich-Aktion kam ich erst heute dazu die letzten Nachrichten zu sichten. Was ich da über EasyCash lese, lässt mich erschaudern: Wenn ein Unternehmen das 40% aller EC-Kartenzahlungen für Einzelhändler abwickelt diese Daten 2 Jahre speichert und dann zur Auswertung des Kaufverhaltens nutzt, dann sind wir ja wirklich fast im Überwachungskommerz angekommen:

Der Handelskette seien von Easycash Loyalty Solutions insgesamt 14 verschiedene Auswertungsformen angeboten worden, heißt es weiter, darunter das "Umsatzverhalten der Bestandskunden", eine "Messung der Passantenfrequenz aller Straßen im Umkreis von 5 km je Filiale" sowie eine "Liste der Unternehmen, bei denen die Kunden vor und nach dem Besuch des Marktes einkaufen". Das Angebot enthält laut NDR Info auch Hinweise darauf, dass EC-Kartendaten mit denen von Kundenkarten verknüpft werden sollten: Die Hamburger Firma biete der Handelskette an, auszuwerten, wie viel Geld Kundenkarteninhaber bei Konkurrenzfirmen ausgeben und "wie hoch der Anteil an Kunden ist, die im Kundenkartensystem inaktiv sind […], jedoch nach wie vor noch über EC-Karten einkaufen".

EasyCash bestreitet die Vorwürfe und überlegt nun die Journalisten zu verklagen. Unterdessen hat die nordrhein-westfälische Datenschutzbehörde – auf die sich der NDR als Informationsquelle beruft – Strafanzeige gegen Easycash gestellt.

Ich denke, dass schon die mehrjährige Speicherung von personen-bezogenen Kontobewegung verboten sein sollte. Davon ging ich bisher aus, aber das scheint ja sogar legal zu sein. Erst die Weitergabe der Daten scheint strafbar zu sein. Das halte ich für falsch: Wenn die Zahlung abgewickelt wurde, dann sollten die Daten gelöscht werden müssen. Ich werde jetzt mal darauf achten, ob man an den Kassen erkennen kann, ob EasyCash genutzt wird. Die Liste der Referenzkunden bei EasyCash ist jedenfalls nicht sehr ausführlich, wenn man bedenkt, dass angeblich 70 000 Firmen Ihre Zahlung über EasyCash abwickeln:

Zu den Unternehmen, die Paymaster in ihren Webshops nutzen, gehören unter anderem A.T.U Autoteile Unger, der Kino-Riese cinestar – der die Bezahlung in seinem Online-Fanshop und -Gutscheinshop über Paymaster abwickelt –, das Rocker-Shopping-Portal Deutschrock und die Internet-Anzeigenseite das Inserat.

Outdoor- und Trekking-Experte Globetrotter, die Seetours-Tochter AIDA Cruises, das berühmte Traditionsunternehmen Steiff und die erfolgreiche Tee-Kette Teegschwendner vertrauen dem Online-Zahlsystem von easycash ebenfalls.

Hier stehen noch ein paar: Siemens Casino Card, engbers, REWE, Volkswagen Bank, Tripsdrill, Robert Ley, WMF und die Polizei in Brandenburg.

Tja, da gibt es ja wohl kein entkommen. Aber was ist die Alternative? Bar zahlen, dauernd Geld abheben und immer ausreichend ausreichend dabei haben? Auch irgendwie nicht. Schon komisch, dass bei Google StreetView viele Politiker laut werden, aber bei dieser Art der Überwachung hörte ich noch keinen Protest seitens der Politik… Schade.

Weitere Details zu den Vorwürfen beim NDR und Heise-Online: