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Bedenkliches aus dem IT-Alltag

6. September 2007 um 18:04

Die Folgen des Schlafmangels

Peter griff in seinem Kommentar die Frage auf welche Folgen dauernder Schlafentzug hat. Das interessierte mich auch, weil ich immer wieder mal später schlafen gehe als mir gut tut. Die interessantesten Funde meinen schnellen Recherche gebe ich gleich mal weiter.

Laut dvr.de führt Schlafmangel zu ähnlichen Nebenwirkungen wie Alkohol: verminderten Reaktionen und zur Fahruntüchtigkeit.

Australische Wissenschaftler konzentrierten sich bei Ihren Studien auf die Wirkung von Übermüdung auf die Fahrtüchtigkeit. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Übermüdung sich ähnlich auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt wie Alkohol. Wer von den Probanden 17 Stunden lang nicht geschlafen hatte, reagierte genauso verlangsamt wie mit einem Blutalkoholspiegel von 0,5 Promille. Nach 24 Stunden ohne Schlaf entsprachen die Reaktionen denen eines Fahrers mit 1 Promille Alkohol im Blut.

Das sieht eddh.de genauso und beschreibt detailliert die Folgen:

Die Folge sind Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Handlungsweise oder der eines anderen, oder auch Überschätzung, erhöhte Reaktionszeit, herabgesetzte Multitaskingfähigkeit, Fixierung auf eine Sache, verminderte Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit, eingeschränkte Sehfähigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen, eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis, unzureichende Urteilsfähigkeit, reduzierte Wachsamkeit, verminderte Hand-Auge Koordination, Zerstreutheit, nachlässiger Flugstil, reduzierte optische Wahrnehmung, wenig Initiative bzw. falsche Entscheidungen, Kommunikationsstörungen, verminderte Kooperationsfähigkeit und im Extremfall auch Veränderungen in der Persönlichkeit und Depression.

Zu wenig Schlaf macht laut aerztezeitung.de alt:

Bei jungen gesunden Männern wurde im Schlaflabor mit vier Stunden Schlaf ein Schlafdefizit provoziert. Nach schon einer Woche hatte sich der Kohlenhydrat-Stoffwechsel verschlechtert, die Konzentrationen von Glukose und Cortisol waren erhöht. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit von Übergewicht, Diabetes mellitus und Hypertonie.

Die Folgen sind erschreckend:

Die Betroffenen können verschiedene Beeinträchtigungen der Sinnesleistungen wie Gedächtnisstörungen, Seh- und Hörprobleme haben. Ein chronischer Schlafmangel, so Zulley, führe sogar zu psychischen Veränderungen. Er sei mit einem vierfach erhöhtes Risiko für eine Depression assoziiert, mit Gereiztheit und Leistungsverschlechterung.

Das erhöht meinen Anreiz öfters mal früher zu schlafen…

5. September 2007 um 18:25

Umfrage zum IT-Fachkräftemangel

Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, dann gibt es – so die Wirtschaft – etwa 50.000 IT-Fachkräfte zu wenig in unserem Lande. Andererseits gibt es laut BM f. Arbeit 30.000 arbeitssuchende IT-Fachkräfte. Die entsprechen möglicherweise nicht genau dem Anforderungsprofil oder sind womöglich schon über 40. Tatsache ist, dass es für die Wirtschaft viel bequemer ist, wenn sie für jede freie Stelle 10 Bewerber haben. Dann können sie auch einen promovierten Informatiker zum Admin machen und das für wenig Geld. :-))

Als Arbeitnehmer sehe ich das natürlich genau anders herum. Tatsächlich bessert sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt zusehends. In den letzten Jahren gab es durch die vielen "Freistellungen" so viele qualifizierte Arbeitskräfte, dass einem schon fast Bange werden konnte. Nach meiner Erfahrung ist es mittlerweile fast ausgewogen. Die Arbeitgeber haben allerdings noch nicht "umgeschaltet" und sind bereit die Mitarbeiter auf den erforderlichen Kenntnisstand zu bringen. Es ist ja auch viel bequemer, wenn der Bewerber gleich alle erforderlichen Kenntnisse mitbringt. Die eingesparten Kosten für die Weiterbildung sind aber in unserer Branche eher Alarmglocken. Gerade in unserem Bereich hat das Wissen eine geringe Haltbarkeit. Wer sich nicht alle paar Jahre in die neueste Technologie einarbeitet und auch gleich Erfahrungen damit sammelt, der ist schnell abgehängt. Wenn man dann das Pech hat "freigestellt" zu werden, will einen keiner mehr haben…

Dazu kommt, dass Firmen mit der Hire/Fire-Mentalität denken, dass es alle so machen: "Warum sollte ich viel Geld für die Qualifizierung meiner Mitarbeiter ausgeben? Sobald wir ihn ausgebildet haben, dann lässt er sich von einer anderen Firma abwerben. Stattdessen kündigen wir den Leuten, die das Anforderungsprofil nicht mehr erfüllen, lieber und suchen uns auf dem Markt bereits qualifizierte Leute." (OK, das ist ein reiner Verdacht. So hat das noch niemand mir gesagt.)

Gulp hat übrigens das Ergebnis zu der Umfrage "Was ist dran am IT-Fachkräftemangel?" veröffentlicht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es derzeit tatsächlich schwierig ist, die Stellen mit ganz genau passend qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen. Mein Tipp: Die Kommentare fand ich interessanter als den Artikel…

4. September 2007 um 20:30

Workaholics schlafen besonders wenig

Wie man bei Spiegel.de nachlesen kann, schlafen Workaholics besonders wenig:

Arbeit ist schlafraubend. Was klingt wie der Ausspruch eines Hobbypsychologen wurde jetzt von amerikanischen Wissenschaftlern in einer Studie bestätigt. Die Forscher stellen fest, dass Menschen, die besonders viele Überstunden machen, wesentlich weniger schlafen als jene, die nur Dienst nach Vorschrift schieben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich (auch ohne Workaholic zu sein), dass es schwer ist früh schlafen zu gehen, wenn man er spät aus der Firma kam. In der gemeinsamen Zeit bis die Kids ins Bett gehen gibt es meist auch noch etliches zu klären: Termine, Schulisches oder ganz normale Absprachen. Wenn man dann noch irgendetwas erledigen muss, z.B. lästige Schriftwechsel, dann ist es ratzfatz spät geworden ohne, dass man sich entspannt hat. Wenn man so etwas regelmäßig macht, dann bleibt ja fast keine andere Wahl als lange aufbleiben oder alles erholsame zu streichen… Auch nicht so toll.

Vor einige Zeit schrieb ich schon mal etwas zum Thema Überstunden und die Gesundheit. Die hier angesprochene fehlende Erholung trägt sicher auch dazu bei, dass Überstunden krank machen.

19. August 2007 um 12:55

Störungen

Bei dem Kurs "Menschen gewinnen, Anliegen erfolgreich vorbringen" neulich stieß mir eine Sache stark auf. Ich konnte das zu dem Zeitpunkt nicht genau festmachen, aber als ich heute auf der Heimfahrt wieder auf die Wendung "Störungen haben Vorrang" stieß, musste ich gleich wieder daran denken.

Der Referent sagte zu Beginn, was er gerne machen möchte , dass aber Störungen jederzeit Vorrang haben. Ich verstand seine Erklärung so, dass zwischenmenschliche Probleme gleich gelöst werden sollen, damit die Problem ausgesprochen und gelöst werden können. Das ist ganz in Ordnung und auch noch sinnvoll.

Bei einer Gelegenheit fragte eine Teilnehmerin, ob er etwas zum Thema XY sagen könne. Der Referent sagte höflich "Das hatte ich eigentlich nicht vor. Aber Störungen haben Vorrang. deswegen machen wir das jetzt." Mir stieß das enorm übel auf, wobei ich erst heute darauf kam, warum:

Ich empfand es irgendwie als arrogant, eine Bitte um Informationen als Störung zu bezeichnen. Weil er das aber sehr höflich sagte und das Thema dann freundlich präsentierte, konnte ich nicht genau festmachen, was mich nun so "störte". Es war doch toll, dass er so auf die Teilnehmerin einging. Zumal es ein wichtiges und interessantes Thema war. Daher schob ich es bei Siete und nahm mir vor nicht so empfindlich zu sein.
Heute las ich in einem Buch von Friedemann Schulz von Thun auch diese Wendung "Störungen haben Vorrang". Hier ging es jetzt aber wieder um Probleme im zwischenmenschlichen Bereich.

Die Frage/Bitte mag den Referenten gestört haben, aber es war nicht in Ordnung, das Fragen als Störung zu bezeichnen. Zumal er explizit zu Beginn ermunterte, getrost nachzufragen. Das hat einfach nicht zusammengepasst.

Zu einer Gelegenheit spielte unsere 3 jährige Tochter mal mit Autos. Da kam eine Bekannte, die immer wieder für gleichberechtigte Erziehung eintrat, auf sie zu und sagte "Das ist ja toll, dass Du so schön mit Autos spielst, obwohl Du ein Mädchen bist." Sie war sehr mit sich zufrieden, weil sie fand, damit unserer Tochter den Rücken gestärkt zu haben. Die war sich bis zu dem Zeitpunkt aber gar nicht bewusst, dass es ungewöhnlich ist, wenn Mädchen mit Autos spielen. Danach wusste sie es und spielte seltener mit Autos.

Im obigen Beispiel wusste jeder Teilnehmer, dass eine Zwischenfrage eine Störung für den Referenten ist… Das war es, was mich störte. 😉

26. Juli 2007 um 22:46

Ununterbrochen Arbeiten

Früher sagte man "er arbeitete ununterbrochen", um deutlich zu machen, dass jemand an einer wichtigen Sache dran war und seine ganze Energie dafür aufwendete. Im Spiegel-Artikel "E-Mail-Flut und Handy-Terror: Bürowahnsinn kostet Unternehmen Milliarden" werden die Ergebnisse von US-Wissenschaftlern vorgestellt, die das Arbeitsleben von Büro-Mitarbeitern untersuchten:

Die Realität sei noch "sehr viel schlimmer, als ich es mir je vorgestellt hätte", sagte die Wissenschaftlerin danach der "New York Times" zufolge. Die Zeit, die ihre Versuchsobjekte ungestört an einer Arbeit sitzen konnten, bevor sie abgelenkt wurden, betrug im Durchschnitt gerade einmal elf Minuten. Nach der Unterbrechung beschäftigten sie sich zunächst mit mehreren anderen Themen. Erst nach 25 Minuten kehrten sie zu ihrer ursprünglichen Aufgabe zurück.

In den letzten Tagen ist das auch bei mir wieder ganz schlimm. Wobei die Telefonanrufe am stressigsten sind. Die Mails kann ich ja noch lesen wann es mir passt, aber nicht ans Telefon zu geben, wird in der Regel nicht toleriert. Deswegen sind die Thesen der Wissenschaftler für mich nicht wirklich neu. (Siehe auch "Sinnlose Mails")

Neu ist für mich, dass die Folgen davon – die Konzentrationsschwächen – auch schon als Krankheit gelten:

Die Konzentrationsschwäche ist im Gegenteil zum bekannten Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom nicht genetisch bedingt, sondern schlicht Folge von zu viel Hektik. Wer zu vielen Informationen auf einmal ausgesetzt ist und alles auf einmal erledigen will, kann sich irgendwann gar nicht mehr konzentrieren, wird aggressiv und unproduktiv.

Mir geht es tatsächlich auch so, dass ich nach einer gewissen Anzahl Unterbrechungen ganz genervt und destruktiv bin. Es fällt mir dann schwer mich wieder an die Aufgabe zu setzen. Aber was kann man schon machen, wenn Leute anrufen und um Hilfe bitten?

Ich probierte eine Zeit lang mal mir selber einen Termin einzutragen, die Mailbox einzuschalten und dann einfach mal ganz ungestört arbeiten zu können. Leider machten mir in jedem dieser Termine die Kollegen einen Strich durch die Rechnung. Es lief dann meist so, dass die Anrufer es bei einem anderen Kollegen aus meiner Gruppe versuchten. Die sagten natürlich, dass ich aber doch am Platz sei und stellten die Anrufer zu mir durch (Anrufer aus meiner Gruppe werden nicht auf die Mailbox weitergeleitet). Die Anrufer waren erbost und fanden ihr Anliegen viel wichtiger als die Terminsache, die ich gerade erledigte und deswegen nicht gestört werden wollte.

Wichtig ist einfach subjektiv. Seitdem mache ich das nicht mehr. Ich habe schon mal überlegt, dass ich mich ja einfach mit meinem Laptop in einen leeren Besprechungsraum oder die Kantine setzen könnte. Immerhin habe ich jetzt einen WLAN-Zugang zum Firmennetz.
Vielleicht probiere ich das irgendwann mal aus…

20. Juli 2007 um 21:21

Video: Getting Things Done

Etliche meiner Kollegen sind große Mind-Map-Fans. Die meisten setzen dazu den Mind-Manager ein. Daher war ich gleich neugierig als ich sah, dass David Allen, der Autor von "Getting Things Done" seine berühmte Methode vorstellt indem er den MindManager verwendet…

Hier geht's zu dem Video.

Wer das Buch noch nicht kennt, sollte über einen Kauf nachdenken. Als Vorschau kann man es auch als PDF ansehen, wenn man bei Google ein wenig sucht.

gefunden im ToolBlog
10. Juli 2007 um 19:24

Sehen wie man wirkt

Neulich war ich auf einem Kurs zum Thema "Menschen gewinnen, Anliegen erfolgreich vorbringen". Der "reißerische" Titel schreckte mich etwas ab, aber der Kurs war prima. Allein schon wegen der Übungen in Form von Rollenspielen in denen man mal verschiedene Dinge ausprobieren konnte. Im Feedback der anderen erkenne ich immer wieder, wie anders eine Situation auf sie wirkte. Beispielsweise komme ich selten so streng oder ärgerlich rüber, wie ich das selber empfinde…

Hier gehts zur Homepage des Referenten: MS Management Service.

Am erschreckendsten fand ich einen Rethorik-Kurs in dem ich als Student gefilmt wurde. Schlimm war, dass ich mich selber dann sehen und hören musste. Das war ein echter Schock. 🙂

9. Juli 2007 um 23:37

Online-Profile bei Bewerbungen

Im Harvard-Bussiness-Manager Juli/2007 wird eine interessante Frage aufgeworfen. Am Beispiel einer fiktiven Fallstudie wird aus Sicht einer Firma eine Bewerbung einer vielversprechenden Kandidatin für einen wichtigen Posten in der Firma diskutiert. Dabei wird auch eine Auswertung der Person mittels Google durchgeführt. Natürlich werden potentiell belastende Dinge gefunden. In dem Beispiel ist es ja sogar noch positiv, weil die Bewerberin als Studentin sehr engagiert für die Menschenrechte eintrat und sich wegen Ihren chinesischen Sprach- und Landeskenntnissen sehr als Kritikerin des chinesischen Regimes hervor tat. Und in der fraglichen Position wäre sie für den Aufbau der neuen Niederlassung in Shanghai verantwortlich… Wie soll sich die Firma verhalten?

Die Experten antworten meist aus Sicht der Firma: Ja, es ist rechtmäßig eine Internetrecherche durchzuführen. Der Hintergrund der Kandidatin kann sich zu einem PR-Albtraum für die Firma entwickeln. In China ist es wichtig, dass leitende Angestellte älter sind, usw.

Immerhin wurde auch eine Bloggerin als "Expertin" hinzugezogen, die auf die Sicht der Kandidatin eingeht: Sie solle an Ihrem Internet-Profil arbeiten.
Heutzutage ist es für engagierte Menschen so gut wie unmöglich, dass man nichts über ihn/sie im Internet findet. Wenn dort nichts steht, dann bedeutet das vermutlich, dass er/sie sich sonst nirgends engagiert hat. Jeder Kanickelzuchtverein stellt mittlerweile seine Vereinszeitung online…
Wenn man also nichts im Internet findet, dann ist fast schon verdächtig. Wenn die Expertin Danah M. Boyd, sie selber schreibt seit 10 Jahren aktiv in Blogs, von aktiver Gestaltung spricht, dann meint sie damit, man soll sein "unvermeidliches" Bild aktiv durch eigene Äußerungen ergänzen. Sie rät der Kandidatin dazu im Internet Ihren Sinneswandel zu schildern: Wie wurde aus der Regimegegnerin plötzlich jemand, der dort arbeiten will? Auf diese Weise kann man seine eigenen Gedanken und Meinungen zum Ausdruck bringen. Der Auswerter ist dann nicht auf die Berichte Dritter angewiesen.

Jede meiner Äußerung in Foren oder im Usenet (ich glaube ich bin seit 1990 im Usenet unterwegs) wird vermutlich noch in 50 Jahren bei Google abrufbar sein. Den heutigen Teenagern dürfte das nicht klar oder – wenn doch – vermutlich sogar egal sein. Meist denken die Kids sogar, dass sie durch einen Fantasienamen vor dem Auffinden geschützt seien.
Ich sehe es ähnlich wie Frau Boyd: Wer als Arbeitgeber zukünftig nach einer Internetrecherche nur die einstellt, die nie auffällig wurden, der dürfte bald einen Haufen Langeweiler beisammen haben. Dennoch macht man es als Bewerber einer Firma unnötig schwer, wenn man bspw. nur als Nörgler oder Quengler in Beschwerdeforen auftaucht.

3. Juli 2007 um 21:57

Entscheidungen verhindern, Beschlüsse boykotieren

Als Alexander mir von einem Meeting in Gemeinderat schilderte, kam bei mir der Verdacht auf, dass es eine Schulung gebe könnte, in die einige engagierte Mitarbeiter gehen, die gerne in solchen Sitzungen sind und es deswegen genießen, sich immer und immer wieder zum gleichen Thema zu besprechen.
Einen passenden Namen hat es auch schon:

Entscheidungen verhindern,
Beschlüsse boykottieren

Zielgruppe:

  • Mitarbeiter aus allen Vereinen oder Organisationen
  • Leiter von Arbeitskreisen oder Gremien
  • Es eignet sich sogar für angehende Führungskräfte

Summary

Die Teilnehmer lernen gängige Methoden kennen und anwenden, wie man effektiv Entscheidungen verhindern kann:

  • Nähert sich eine Diskussion dem Ende: penetrant das Thema wechseln, notfalls sehr selbstbewusst eine mehr oder weniger plausible Erklärung bieten, warum man zuerst das andere Thema klären muss.
  • Sollte die Diskussion schon eine Weile laufen und Gefahr bestehen, dass Einigkeit zustande kommt: vorschlagen das Thema zu vertagen, weil man einfach überfordert ist.
  • Die eigenen Vorschläge sollten entweder das Budget sprengen oder Grundsatzdiskussionen provozieren
  • Außerdem sollte man grundsätzlich als Macher jemanden vorschlagen, der garantiert keine Zeit hat.
  • Sollte sich eine Mehrheit für einen Vorschlag abzeichnen: darauf beharren, dass ein Konsensentscheid notwendig ist.
  • Wenn gar nichts mehr hilft, dann kann man aufzeigen, dass die Entscheidung diskriminierend ist: es verletzt die Gefühle/Ehre der Frauen/Alten/Männer/Behinderten/Mitglieder/Nicht-Mitglieder/…

Daneben werden auch Taktiken eingeübt, wie man bereits gefasst Beschlüsse unwirksam machen kann:

  • Sollte die Entscheidung gefallen sein, dann muss man darauf achten, dass niemand bestimmtes als Erlediger eingetragen wird. "Ach, das machen wir schon."
  • Falls sich blöderweise dazu jemand freiwillig meldet, dann sollte man schnell vorschlagen dazu ein Gremium zu bilden.
  • Egal ob das klappt oder nicht, sollte man jetzt schnell das Thema wechseln, damit kein Termin festgesetzt wird.
  • Irgendwann später kann man vorschlagen noch die Meinung von dem wichtigen XY hinzuzuziehen. (XY ist vorzugsweise eine wichtige Person, die nie Zeit hat.)
  • Und um noch eins draufzusetzen, sollte man das Thema bei der nächsten Sitzung noch mal zur Sprache bringen, dann einen weiteren Aspekt ergänzen, der entweder der Ort, die Zeit oder das Budget betrifft.

Falls es abgelehnt wird, dann sollte man das Thema an weiteren Treffen immer wieder zur Sprache bringen, damit sich das Thema endgültig verbraucht…

Anmeldung

Wegen Uneinigkeit im Vorbereitungsteam steht leider noch kein Termin fest. Wenn sich jemand fände, dann wäre sicher auch ein arbeitsbegleitendes Training gut.

26. Juni 2007 um 23:57

Keine Ahnung haben, aber es nicht merken

Mein Kollege Diethard machte mich heute auf den Artikel "Unskilled and unware of it" aufmerksam. Er ist sehr interessant, aber leider etwas länglich zu lesen. Die statistischen Teile habe ich ausgelassen… 😉

An einer Stelle schreiben die Autoren:

Thus far, we have shown that people who lack the knowledge or
wisdom to perform well are often unaware of this fact. We attribute
this lack of awareness to a deficit in metacognitive skill.
That is, the same incompetence that leads them to make wrong
choices also deprives them of the savvy necessary to recognize
competence, be it their own or anyone else's.

Da fallen mir spontan zwei Dinge auf:

Erstens sind mir schon Leute begegnet, die sich tatsächlich für recht schlau hielten, die ich aber anders einschätzte. Aber natürlich kann man ihnen das so nicht sagen… 😉

Zweitens muss ich mal kritisch hinterfragen, ob meine Einschätzung von mir selber der Realität entspricht. Aber wie kann man das anstellen? Soll ich andere fragen: "Hey, sag mal. Bin ich eigentlich ziemlich blöd, obwohl ich mich für halbwegs normal halte?" Das möchte ich ehrlich gesagt auch nicht machen…

7. Juni 2007 um 12:20

Coaching-Videos: peinlich oder löblich?

Bei diesen Videos, die offensichtlich von als Werbung ins Internet gestellt wurden, schwanke ich mit meiner Meinung: Sie sind von der Umsetzung schon recht hausbacken. Ich denke, so wurden in den frühen 80ern Videos gemacht. Heute wirkt dieser Stil auf mich eher peinlich. Andererseits scheinen die Anliegen durchaus löblich zu sein…

5. Juni 2007 um 21:04

Sinnlose Mails

Der Artikel "Sinnlose Mails rauben mehrere Jahre Lebenszeit" bei der Netzzeitung schlägt zwar wieder in die alte Kerbe "Mails verursachen Stress und Aufwand", zeigt aber nicht wirklich Lösungen für die Misere auf.

Hochgerechnet auf die Lebensarbeitszeit (etwa 40 Jahre) verbringen sie gut zehn Jahre mit dem Schreiben und Beantworten von E-Mails. Rund 32 Prozent aller gelesenen und gesendeten E-Mails bezeichneten die Befragten als «irrelevant» und reine Zeitfresser. Alles in allem würden Büroangestellte dreieinhalb Jahre ihres Lebens mit unnötigen E-Mails verschwenden.

Das Telefon bietet sich als Lösung an, bedingt aber dass beide Gesprächspartner zum gleichen Zeitpunkt Zeit haben. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass sich komplexe Dinge tatsächlich besser am Telefon besprechen lassen. Ein paar Beispiele, die mich an Mails frustrieren:

Manche Leute vergessen Feedback zu geben.
Beispiel: Ich werde täglich ungefähr wegen 3 bis 7 kleinen Problemchen um Hilfe gebeten. Meistens schicke ich per Mail eine knappe Lösung oder den erbetenen Link. In gerade mal 10% der Fälle bekomme ich ein "Danke" zur Antwort. Die anderen schweigen sich aus. Dabei würde mich diese Art der Mail gar nicht stören… 😉
Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Lösung geholfen hat, wenn derjenige sich nicht mehr meldet.

Manche Leute lesen selbst kurze Mails nicht bis zum Ende, sondern nur bis sie auf den ersten Trigger stoßen, der sie zum sofortigen Handeln animiert.
Beispiel: Mein Kollege Markus wurde heute per Mail nach der Installation der SQL-Server-Tools befragt, er schickte den Link auf die Installationsroutine im Intranet und den Hinweis auf die im Wiki dokumentierten bereits bekannten Probleme, die auftreten können. Kurze Zeit später kam per Mail die Antwort, dass dieses und jenes Problem aufgetreten sei und was er jetzt machen solle. Natürlich war das Problem und die Lösung unter dem Link beschrieben…

Manche Leute setzen alle möglichen anderen Leute CC ohne die konkrete Erwartung anzugeben
Beispiel: Ich bekomme regelmäßig sehr lange Mails, die 10 weitere Mails als Zitat enthalten, als CC geschickt. In der Regel ist mir nicht klar, was jetzt von mir erwartet wird. An den wenigen Tagen an denen ich viel Zeit habe, lese ich die ersten zwei drei Mails darin, um mir einen Eindruck zu verschaffen. An normalen Tagen habe ich dazu die Zeit nicht. Wenn in der obersten Mail nichts enthalten ist, was mich oder meine Aufgabe betrifft, dann lasse ich die Mail liegen bis ich wieder mehr Zeit habe oder der Absender sich noch mal bei mir meldet. Meist erledigt sich das dann von selber, wenn nicht, dann muss ich mich doch irgendwann dadurch quälen nur um festzustellen, dass ich doch nicht betroffen war…
Ganz schlechte Erfahrung habe ich damit gemacht nachzufragen, welche Erwartungen mit der Mail verknüpft sind. Darauf habe ich noch keine konstruktive Antwort bekommen, meist nahmen mir die Leute die Frage übel… 😐