Die Aktion der französischen Zeitschrift "Le Tigre" finde ich gut, weil es deutlich macht, wie viel man über sich im Internet verrät. Ich finde es allerdings für den Betroffenen schon schlimm. In dem Artikel wurden allerlei private Infos veröffentlicht, die der Arme über sich selber preisgab.

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Marc", so begann der Artikel in "Le Tigre", in dem Marcs voller Name stand. Auch alle anderen Namen, Orte und Daten wurden im Klartext genannt. "Du erlaubst, dass wir uns duzen, Marc? Du kennst mich nicht, das stimmt. Aber dafür kenne ich dich umso besser." Die Beweise folgten auf dem Fuße. Von Marcs Reisen nach Kanada war die Rede, von seinem Job als Innenarchitekt in einem großen Architekturbüro, von seinen Freunden, Eltern und Verwandten, von seinen Hobbys und von seinen Liebschaften.

"Du bist Single und heterosexuell. Im Frühjahr 2008 hast du eine Beziehung mit Claudia R*** gehabt. Sie arbeitet im französisch-österreichischen Kulturzentrum in Bordeaux", gab der Artikel wieder, was die Redakteure bei Facebook und anderswo im Netz gefunden hatten.

Quelle: "Datenschutz im Mitmachweb: Im Netz entblößt" bei heute.de

Ist so ein Artikel eher gut? Vielleicht weil er

  • die Neugier der Massen befriedigt, die sich an der Naivität eines offenherzigen Internetnutzers weidet, und
  • der Öffentlichkeit vor Augen führt, wie leicht sich die öffentlichen Infos auswerten lassen? Also quasi Aufklärung.

Oder ist er eher schlecht, weil er

  • die Neugier der Massen befriedigt, die sich an der Naivität eines offenherzigen Internetnutzers weidet, und
  • Unsicherheit gegenüber dem Medium Internet weckt ohne konkrete Handlungstipps zu geben?

Jedenfalls hat die Zeitschrift eine ganz schöne Aufmerksamkeit damit erreicht. Ob es demnächst Fernseh-Shows gibt, die gezielt solche Profile erstellt und sich daran ergötzt?