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Glorf IT

Bedenkliches aus dem IT-Alltag

7. November 2006 um 20:50

Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande

Wer von Euch auch in einer nicht ganz so kleinen Firma arbeitet, kennt das Problem vielleicht auch… Ich habe es leider schon ziemlich häufig erlebt. Die Vorschläge von Kollegen aus anderen Abteilungen werden normalerweise ignoriert, schlechtere Ideen von externen Beratern hingegen gefeiert:

Heute bezeichnen Management-Berater dieses Phänomen als „Präferenz für externes Wissen“ – und beobachten es regelmäßig in Unternehmen: Ideen werden dann besonders ernst genommen, wenn sie von externen Beratern stammen oder von Konkurrenten. Selbst entwickelte Konzepte haben es im Vergleich dazu oft schwer.

Das stimmt leider. Ich habe seit Jahren die Erfahrung gemacht, dass ich mir den Mund fusselig reden kann, aber die Teams sich schwer tun den Rat von jemandem aus unserer Abteilung anzunehmen. Wenn ich hingegen Zitate von irgendwelchen Experten, die sowieso nur Datenbank-Spezialisten kennen, bringe und dann deren "Ideen", die sich "zufällig" mit meinen decken, vorstelle, dann fällt es den Zuhörern viel leichter den Rat anzunehmen. Das ist schon irgendwie seltsam… Die Ursachen, die in dem Artikel "Management-Erkenntnisse aus der Bibel" beim Handelsblatt beschrieben werden, leuchten mir aber völlig ein:

Gute Ideen eines eigenen Kollegen nehmen viele Mitarbeiter vor allem als Bedrohung wahr. Wenn man von seinem Büronachbarn lernt, gesteht man sich schließlich ein: Dieser hatte bessere Ideen.

Meine Kollegen und ich spielen quasi in der gleichen Liga. Wenn ich jetzt die Ideen von "anerkannten externen Experten" vorstelle, dann sind wir alle zusammen die Lernenden, keiner steht "über" dem anderen. Das ist schon spannend…

gefunden bei Robert Basic

1. November 2006 um 00:27

Völlig überraschende Ergebnisse bei Umfrage?

Bei einer Umfrage bei Arbeitnehmern (genauer Büroarbeitern) zum Thema "Was ist gute Arbeit?" gab es ja mal völlig überraschende Ergebnisse:

Danach spielt für 91 Prozent der Büro-Angestellten das verlässliche Einkommen die größte Rolle. 88 Prozent sind der Meinung, dass die Arbeit vor allem Spaß machen solle. Ebenfalls von großer Bedeutung ist das Verhalten der Vorgesetzten: 83 Prozent halten es für ausgesprochen wichtig, vom Chef "als Mensch" behandelt zu werden.

Bei solchen Ergebnissen frage ich mich immer, ob Manager so etwas tatsächlich nicht wissen und deswegen eine Studie in Auftrag geben müssen. Das ist für mich dann eine "Kopf-Schüttel-Umfrage". Na gut, so schlimm ist es diesmal nicht: Es waren Arbeitnehmer, die diese Studie in Auftrag gaben.

Insgesamt finde ich die Ergebnisse sehr ermutigend. Hier nur ein Beispiel:

72 % der Befragten geben an, oft stolz auf ihre Arbeit zu sein, rund 64 % haben in den letzten vier Arbeitswochen oft mit Freude gearbeitet. 54 % der Beschäftigten hat ihre eigene Arbeit begeistert. In Deutschland besteht somit ganz überwiegend eine positive Einstellung der Erwerbstätigen zur Arbeit.

Details finden sich bei was-ist-gute-arbeit.de.

Gefunden bei dgfp.com im Artikel "INQA-Studie: Büroarbeiter schätzen festes Einkommen und Spaß an der Arbeit"

23. Oktober 2006 um 22:26

Neue Produkte: Wann sind Kunden bereit sie zu kaufen?

In dem sehr interessanten Artikel "Wann Kunden neue Produkte kaufen" des "Harvard Business Manager", Ausgabe August 2006 (S.44-57) wird beschrieben, dass es nicht reicht, wenn neue Produkte den alten objektiv überlegen, damit Kunden sie kaufen.

Weitere Faktoren:

* Verlustaversion: Neue Produkte werden im Vergleich zu Referenzprodukten bewertet. (selbst geringe) Verluste werden dabei höher bewertet als Gewinne (z.B. Umgewöhnung, altes Zubehör nicht mehr nutzbar, z.B. Videokassetten).
"Verluste beeinflussen – dieser Punkt ist am wichtigsten – das Verhalten der Versuchpersonen weitaus stärker als Gewinne in ähnlicher Größenordnung"

* Eigentumseffekt: Menschen bewerten Dinge, die sie schon besitzen etwa dreimal so hoch wie Dinge, die sie noch nicht haben. Das ist gleichermaßen irrational, wie unbewusst.

* Status-Quo-Effekt: Menschen halten normalerweise auch dann noch an bereits vorhandenem fest, wenn es schon eine bessere Alternative gibt. Je länger man etwas besitzt, um so stärker wird der Effekt.

Das beobachte ich bei mir auch: Wenn ich mal etwas gekauft habe, neige ich eher dazu mir einzureden, dass es ein guter Kauf war. Meistens bin ich ja zunächst auch zufrieden… 😉

22. Oktober 2006 um 23:13

Wer ist schon gerne ein Dinosaurier?

Unter dem Titel "Dinosaurier (m/w) gesucht" wird bei uns in der internen Stellenausschreibung gerade ein erfahrener Großrechner-Entwickler gesucht mit "langjähriger" Erfahrung.

Einerseits ist das mal ein ermutigender Kontrapunkt (und dann noch aus meiner Firma ) gegen den Jugendkult in der IT-Branche. Andererseits würde ich mich auf so ein Gesuch sicher nicht melden. Mein Kollege Hans sagte es treffend: "Es gehört eine Menge Selbstironie dazu sich auf so eine Anzeige zu melden." Ich persönlich verbinde ausschließlich negative Assoziationen mit der Bezeichnung "Dinosaurier" für Menschen…

12. Oktober 2006 um 22:58

Echte Gründe den Vertrag eines Freiberuflers nicht zu verlängern

Bei Gulp wurden die Antworten von 106 Projektanbietern ausgewertet welches Verhalten eines IT-Freiberuflers führt dazu, dass der Projektanbieter nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten möchte. Das finde ich sehr spannend, weil in unserer Firma seit Jahren einige Freiberufler tätig sind.

Die genannten Gründe sind meiner Ansicht gut nachvollziehbar:

  • Hält Interview-Termin nicht ein (wäre für mich auch der absolute Killer: Wer schon zum ersten Termin nicht oder zu spät kommt, wie ist es dann erst mitten im Projekt?)
  • Will mit dem Kunden direkt zusammenarbeiten (und mich damit ausbooten – na klasse, so einer macht sich beliebt)
  • bricht das Projekt ab, wei er etwas besseres findet (kann es einen besseren Beweis für Unzuverlässigkeit geben?)

Den Punkt "Ist zwischenmenschlich kompliziert" hätte mit 30% nicht so hoch geschätzt. In meinen 13 Jahren Berufserfahrung habe ich es mehrfach erlebt, dass keine weiteren Projekte mehr vereinbart wurden, weil die fachliche Qualifikation nicht den Erwartungen entsprach. Aber ich kann mich jetzt an keinen Fall erinnern, wo es an den zwischenmenschlichen Erfahrungen gescheitert wäre.
Na gut, ich erinnere mich an einen Externen, der ständig das Fenster aufgerissen hat und mit seinem Freilufttrieb die anderen Kollegen im Zimmer in der kalten Jahreszeit gegen sich aufbrachte. Vielleicht habe ich weitere Vorfälle schlicht verdrängt.

Den kompletten Artikel findet man bei gulp.de: "Umfrage-Ergebnis: Verspielte Projektchancen"

11. Oktober 2006 um 22:30

Mit 40 zum alten Eisen

In meiner privaten Online-Abstinenz wurde ich beim Stöbern in meinen dienstlichen Quellen heise.de und Golem.de wieder auf das Thema "Mit 40 zum alten Eisen" aufmerksam.

Besonders interessant finde ich den Absatz:

Durch ihr Verhalten würden viele ältere Führungskräfte die Ausbootung allerdings unfreiwillig sogar noch unterstützen. "Wer bei Meetings immer nur sagt "'"Das hat schon vor zehn Jahren nicht geklappt"'", nutzt seinen Erfahrungsschatz zu destruktiv", kritisiert der Manager.

"Er muss sich dann nicht wundern, wenn er mit der Zeit als unflexibler Quertreiber dasteht – und damit gängige Altersstereotype wie Starrköpfigkeit unterstützt oder gar generiert."

Die richtige Reaktion in so einer Situation wäre demnach zu sagen: "Vor 10 Jahren hat das nicht geklappt. Wenn wir dies und das besser machen, dann lernen wir aus den Fehlern des letzten Versuchs."

Als ich den Beitrag " ältere Mitarbeiter: Ballast oder wichtige Know-how-Träger?" schrieb, war mir noch nicht klar, dass ich sooo bald auch dazu gehöre… 😉

6. September 2006 um 00:27

Sony und der Qualitätsbeauftragte – Eine Maßnahme zur Gesichtswahrung?

ZDNet.de berichtet dass Sony einen Qualitätsbeauftragten ernennt, der solche Probleme wie mit den aktuellen Akkus zukünftig verhindern soll.
Meinr Erfahrung nach liegen die Ursachen für solche Probleme eher in strukturellen Problemen. Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass die Auftragsaquisition besonders die Fertigung von möglichst billigen Akkus mit besonders billigen Bauteilen oder wenigeren Prüfungen der Bauteile begünstigt. Sowas lässt sich aber nicht so einfach ändern. Trotzdem muss das Sony-Management "zeigen", dass sie das Problem ernst nehmen und zukünftig Abhilfe schaffen, um Vertrauen bei den Kunden und den Aktionären zu schaffen.

Details siehe "Sony ernennt nach Akku-Debakel einen Qualitätsbeauftragten" bei ZDNet.de-News.

Laut Heise war Sony und Dell das Problem übrigens bereits letztes Jahr bekannt:

Vor rund zehn Monaten habe man über Probleme diskutiert, die offensichtlich von Metallpartikeln herrühren, mit denen die Lithium-Ionen-Akkus während des Fertigungsprozesses verunreinigt werden. Die Partikel könnten zu Fehlfunktionen der Akkus führen – im schlimmsten Fall zur Entzündung. Daraufhin habe Sony im Februar 2006 die Produktion umgestellt, um die Verunreinigungen zu vermeiden.

Immerhin kann das Management bei weiteren solchen Fällen jemanden für das Problem verantwortlich machen… 😉

31. August 2006 um 23:56

Demotivationsbilder

Heute stieß ich wieder auf die beliebten (De-) Motivations-Bilder… So Motivationsbilder gibt es ja zum Glück in unserer Firma (noch?) nicht. Aber wenn die kommen, dann muss ich wohl bei despair.com so ein Antidot bestellen… 😉

Das ist mein absoluter Favorit:
Blame

mehr unter: Blame

Jetzt fällt mir ein, dass es doch eigenproduzierte Motivationsposter bei uns gibt, aber die sind ja schon fast eine Parodie in sich: "Du bist schon so eine Marke…" (oder so ähnlich) 🙂

27. August 2006 um 17:06

St. Petersburger Kathedrale brennt und die Feuerwehr ist hilflos

Irgendwie wundert es mich, dass die Nachricht über den Brand der St. Petersburger Kathedrale kaum in den Medien zu finden ist. Gerne würde ich schrieben, dass es sich hierbei um ein typisches Problem von gewachsenen Strukturen handelt: "Die Strukturen wurden nicht an die gewachsenen Bedürfnisse angepasst – typischen Problem…"

Die Wahrheit ist aber viel schlimmer:

Die Feuerwehr habe die Flammen in der Dreifaltigkeitskathedrale nicht löschen können, weil sie zu hoch gewesen seien, sagte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. […]
Ein Augenzeuge berichtete, die Feuerwehrleitern hätten nicht bis zur Spitze der Kuppel gereicht.

Die Kathedrale stand schon als die Feuerwehr ausgerüstet wurde. Ich gehe mal davon aus, dass der Kreml und andere Sehenwürdigkeiten in Moskau auch nicht viel niedriger sind: Die Anforderungen an die Feuerwehr wurden einfach nicht richtig erfasst…. Bitter.

Bei Spiegel-Online gibt es noch ein paar mehr Bilder.

23. August 2006 um 21:22

Software der Bundesagentur für Arbeit

Bei der Nachricht auf Heise über die Diskussion um die neue Software der Bundesagentur für Arbeit habe ich den Eindruck als, ob hier alle Seiten krampfhaft versuchen möglichst viel falsch zu machen.

  • Die Software wird genau anhand der Anforderungen geschrieben,
  • aber die Betroffenen werden nicht informiert.
  • Die Betroffenen schalten auf stur, weil sich die Software geändert hat.
  • Beim Datentrafo treten Fehler auf.
  • Die Abläufe beim Update werden von den Betroffenen gelesen bzw. befolgt.

Bei meinem ersten Arbeitgeber hatten wir den Auftrat für einen großen Kunden ein zentrales Nachfolge-System für die bestehenden Betriebssteuerungen zu schreiben. Der geistige Vater der Software eines Standortes, die abgeschafft werden sollte, saß mit im Gremium, das die Anforderungen definiert. Er engagierte sich sehr und definerte fleißig Abläufe und Anforderungen, während sich viele andere aus dem Kundengremium zurückhielten. Als die Anforderungen endlich zusammengestellt waren, war der geschätzte Aufwand aufgrund der vielen Muss-Anforderungen der ersten Stufe so aufwändig, dass dem Vorstand die Entwicklungszeit zu lange dauerte und die alte Software bestehen blieb. Ich bin sicher, dass diese zentrale Software genauso eine Kröte geworden wäre wie die Software der BfA: keiner der lokalen Fürsten will sie, unterstützt sie und am Ende wird nicht mit Kritik gespart… 😉

16. August 2006 um 18:17

ältere Mitarbeiter: Ballast oder wichtige Know-how-Träger?

DGFP berichtet über eine von der O&P Consult erstellten Umfrage bei Personalabteilungen deutscher Firmen. Das ist in mehrfacher Hinsicht interessant.

Ein Drittel zählt erst Beschäftigte ab 55 Jahre hierzu. Bei immerhin 15% der Unternehmen zählen jedoch schon Mitarbeiter ab 45 und teils sogar ab 40 zum alten Eisen.

Das heist doch, dass rund die Hälfte der Personaler die Mitarbeiter zwischen 45 und 55 als ältere Mitarbeiter zählen. Es wurden Unternehmen aus allen Branchen befragt. Und ich dachte immer nur in der IT gäbe es den extremen Jugendkult…

Spannend finde ich auch, was den Personalchefs am wichtigsten ist:

Den Personalbereichen liegen zurzeit vorrangig „Führungskräfteentwicklung“, „Umstrukturierung und Prozessoptimierung“ sowie „Nachwuchsförderung und Nachfolgeplanung“ am Herzen.

Details finden sich im Original-Artikel "ältere Mitarbeiter: Ballast oder wichtige Know-how-Träger?"

14. August 2006 um 23:37

IT-Management: Lustige Sprüche

In der August-Ausgabe der Zeitschrift "IT Management" stehen wieder ein paar nette Sätze dirn, die ich einfach nur lustig finde. Die Artikel sind gespickt mit Wörtern, die in meinem Berufsalltag gar nicht oder in eher anderem Kontext vorkommen, z.B.: Messpyramide, Prozessketten, End-to-end-Messverfahren.

Der Teaser zum Artikel "Chancen und Hürden in der Umsetzungspraxis" beginnt mit diesem Satz:

Configuration Management-Projekte zählen beim Service-Management zu den Maßnahmen mit der höchsten Floprate.

Ein Artikel zum Thema "End-to-end-basierte Messverfahren im Service-Level-Manageement" hat den folgenden Titel, den ich gerne als Management-Phrase des Monats küren würde:

Beim Staffellauf zählt die Leistung eines jeden Läufers

Ich könnte mich wegschmeißen vor Lachen. Dabei frage ich mich, ob die Komik, die ich empfinde auch wirklich so gedacht war. 😉