Wenn man eine Software "einkauft" und bei den Lizenzmodalitäten nicht höllisch aufpasst, dann gibt es totsicher am Ende Ärger. Im dem bei Bei silicon.de beschriebenen Fall wurde die Software mit Sicherheit für den konkreten Fall maßgeschniedert. Es geht um eine Software, die in einem Parkhaus die elektronischen Parkbuchten steuert. Damit ist eine optimale Platznutzung möglich. Außerdem wird damit der Diebstahl von Fahrzeugen erschwert. Solche Software gibt es nicht auf der Stange.

Es handelt sich also um mit hoher Sicherheit um Auftragsarbeit. Da gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Entweder man zahlt anfangs einen bestimmten Betrag, der die Kosten des Anbieters deckt, und zahlt jährlich noch etwas für die Wartung und Weiterentwicklung drauf. (Im konkrten Fall dürfte die Wartung nicht so aufwändig, sprich teuer, sein.) Mit diesem "Kauf" geht die Software in das Eigentum des Käufers über. Sichert man sich vertraglich für den Fall der Insolvenz des Herstellers ab, sodass man dann auch den Quell-Code inkl. Dokumentation (die sollte man vorher mal ansehen) bekommt, ist man vergleichsweise gut geschützt. Das gleiche sollte gelten, wenn der Hersteller den Vertrag kündigt, sonst ist man schon recht erpressbar. Wenn man sich jetzt auch noch absichert, dass der Hersteller die Wartungskosten nur in einem bestimmten Fenster erhöhen kann, kann schon gar nicht mehr so viel passieren.
  • Oder man zahlt jährlich einen bestimmten Betrag an Lizenzkosten. Dann verbleibt die Software im Besitz des Herstellers und man erwirbt nur das zeitlich befristete Nutzungsrecht. Das scheint hier der Fall gewesen zu sein. Wenn man so existenziell auf die Software angewiesen ist, wie im konkreten fall, dann erscheint es jedoch abgrundtief unüberlegt nur die zeitlich befristete Nutzung zu erwerben. Man macht sich erpressbar und kann möglicherweise dicht machen. MEiner Ansicht nach eignet sich das Modell nur für Standard-Software von renomierten Herstellern richtig gut. Man muss das Vertrauen haben, dass es den Hersteller auch noch langfristig geben wird und dass er die Software nicht plötzlich aus dem Portfolio streicht, weil es seine Kosten nicht mehr deckt. Das ist uns tatsächlich schon mehrfach mit Standard-Software passiert. Glücklicherweise hatten wir für den Fall vereinbart, dass wir die Sourcen kaufen können. (Zu der Doku in den konkreten Fällen sage ich jetzt nichts…)

Die Gründe, warum sich Firmen trotzdem auf den Deal mit den Lizenzen einlassen, selbst wenn es um Maßanfertigungen geht, lieg in der höheren Mathematik der Manager: wenn ich jetzt 240 Kiloeuro für einen Kauf bezahle, dann habe ich in den kommenden 4 Jahren eine Abschreibung von 60 Kiloeuro Investitionen pro Jahr und nochmal 20 KiloEuro Kosten für die Wartung.
Wenn ich aber nur 50 Kiloeuro an Lizenzkosten inkl. Wartung bezahle, dann habe ich pro Jahr 20 Kiloeuro weniger ausgegeben. Und die kann ich komplett als Kosten deklarieren. Natürlich zahle ich nach ein paar Jahren drauf, aber daaan hat sich unsere Unternehmung ja schon so prächtig amortisiert, dass es der Firma dann nichts mehr ausmacht.
Sollte ich zu der Sorte Unternehmen gehören, die sehr knapp bei Kasse sind, dann habe ich möglicherweise gar nicht das Geld, um alles auf einmal zu bezahlen. Das gilt besonders bei öffentlichen Auftraggebern: Hier sind die Aufträge komischerweise immer furchtbar teuer und die Auftraggeber immer knapp be Kasse. Die daraus entstehende doppelte Kostenfalle liegt auf der Hand…

Details stehen in dem Artikel "Lizenzstreit: Parkhaus-Software sperrt Autos weg – Auch das noch!".